Hallo, ihr Lieben vom Tierrettungsdienst,
nach guten drei Monaten, in denen ich nun in Staufen lebe, will ich mich doch einmal bei euch melden.
Ihr ward immer superlieb zu mir und habt mich bestens versorgt.
Leider musste ich mich in meiner vorigen Familie oft wehren, wenn man mich absichtlich erschreckt hat, das hat mir den Namen „Kratzbürste“ eingebracht. Meine neue Familie hat das aber nicht abgeschreckt. Ich habe ihnen beigebracht, was mir am meisten Angst macht, und sie passen gut auf, mich nicht zu verängstigen.
Schon lange nicht mehr musste ich mich durch Kratzen oder Beißen wehren, es reicht schon, wenn ich kurz fauche.
Am liebsten sitze ich auf Frauchens Schoß und lasse mir die Ohren kneten und den Hals kraulen. Viele Streicheleinheiten zwischendurch müssen auch sein. Morgens wecke ich meine Familie mit Schnurren, noch vor dem Kaffee der Menschen bekomme ich mein Schälchen mit der Verdauungsmilch.
Damit hat es folgendes auf sich: Trockenfutter finde ich furchtbar lecker, aber ich bekomme davon Verstopfung. Das tut scheußlich weh und macht mich ganz übellaunig. Daher wurde ganz auf Nassfutter umgestellt und die leckere Verdauungsmilch. Überhaupt bin ich eine Feinschmeckerin, sagt meine Familie. Ziegencamembert oder Fleischkäse vom Metzger rieche ich schon beim Auspacken und ich bekomme auch ein Stückchen. Leider gibt es das nicht jeden Tag.
Mein neues Domizil fand ich von Anfang an super und habe meine Lieblingsplätze schnell gefunden. Am liebsten bin ich da, wo meine Familie ist, denn sie vergessen nie, mich zu streicheln, wenn sie mich sehen. Nachts bin ich gern auf der Wolldecke in der Bettlade. Tagsüber muss ich die Umgebung von meinen beiden Ausguckplätzen an den Fenstern im Blick behalten, besonders die Vögel an den Futterplätzen auf dem Balkon. Und natürlich habe ich auf dem Familiesofa meinen eigenen Platz mit weicher Decke.
Mittlerweile bin ich auch eine Freigängerin, die Nachbarn habe ich dazu erzogen, bei meiner Familie zu klingeln, wenn ich wieder nach Hause möchte. Und ich komme auch sofort, wenn ich gerufen werde, meistens gibt es danach eine Leckerei, vielleicht ein Scheibchen Wienerle?
Vor der Katze Minouche im Haus habe ich einen Heidenrespekt, die lässt sich auch durch mein Knurren nicht einschüchtern, aber dem Nachbarskater Jake habe ich gleich gezeigt, wo der Frosch die Locken hat, der wagt es nicht, sich mir zu nähern. Überhaupt finde ich es cool, hier in der Wohnung die einzige Katze zu sein, die vielen anderen Kolleginnen und Kollegen in Scherzingen haben mich enorm gestresst, da konnte ich kaum zur Ruhe kommen.
Beim Tierarzt waren wir auch schon, zum Kennenlernen. Was soll ich sagen: ich bin nochmal davongekommen, vermutlich, weil ich mich besonders brav verhalten habe.
À propos brav: meine Familie sagt, ich hätte nur eine einzige Unart: das Buddeln in den Blumenkästen auf dem Balkon. Ich kann die Aufregung nicht verstehen: wem schaden schon die paar Erdlöcher? Aber es geht wohl eher darum, dass sie es zu mühsam finden, die ausgebuddelte Erde wieder in die Kästen und Kübel zu befördern.
Aber sonst findet meine Familie lobende Worte für mich und wird nicht müde, zu betonen, was für eine feine Katze sie aus dem Tierheim bekommen haben. Ja, sie sagen, ich bin eine feine liebe Katze, und sie seien froh, dass ich bei ihnen wohnen möchte.
Ich sende euch herzliche Grüße nach Scherzingen
Eure Elsa, jetzt bei Familie R.